Nu will der Onkel Euch mal ein bisschen was über die verschollene Welt der Windows Phones erzählen… ich wollte mir immer schon mal so ein Ding angucken, neulich im Zug hatte jemand so ein Ding und es ergab sich, dass mein Schatz ohnehin ein Smartphone wollte.
Man überlegt ja viel hin und her und guckt, ob man ein günstiges iPhone irgendwo kriegen kann oder welches von den vielen Androiden es denn sein dürfte. Also – Testberichte gewälzt, geguckt, was die Discounter so im Einsatz haben und und und.
Jeder, der gefragt wird, findet natürlich seins am Besten, Leute mit einem Geräte von Apple fragt man besser gar nicht, um nicht in die Steve Jobs Mission zu müssen (ich hab selber eins und finds gut, Freunde, damit basta).
Dann hatte Caschy neulich das Nokia Lumia 520 im Test und war wider erwarten ganz angetan. Na, was Herrn Caschy recht ist, kann mir nur billig sein und ich hab ein bisschen weitergeforscht. Ergebnis: Das Lumia 520 ist nicht übel, aber für knapp 30 Euro mehr gibts schon das Lumia 620, das hat ne Frontkamera, bessere Auflösung, einen Blitz und doppelt soviel Speicher.
Der günstigte Anbieter war Notebooksbilliger, abends um 19:30 bestellt, morgens um 08:20 wars da – Freunde – Express hat einen Namen : UPS.
Die Verpackung ist relativ übersichtlich, da hat man sich wohl von der Obstfabrik inspirieren lassen. Drin ist
– das Telefon
– Akku
– ein Ladekabel (Micro USB)
– ein Netzteil zum anschliessen des Ladekabels mit USB-Schnittstelle
– Kopfhörer mit Freisprecheinrichtung
– ein -hüstel- Handbuch
Von der Größe her entspricht es ungefähr dem iPhone 4 / 4s, das Gewicht würde ich auf höchstens halb so schwer schätzen, es wurde eben mehr Plastik als Metall und Glas verbaut. Dennoch wirkt das Gerät nicht billig und auch das Transportieren in der Hosentasche sowie der Handtasche der Mieze scheint keine Kratzer zu bringen (sofern man dies nach 3 Tagen sagen kann).
An Technik ist alles drin, was heutztage in ein Smartphone gehört
– 8 GB Hauptspeicher – durch MicroSD erweiterbar – das Ding gleich auf 40 GB aufgepumpt
– Frontkamera
– HD-Kamera 720p
– Blutooth
– NFC
Wers genau wissen will, guckt hier auf die Nokia-Seite.
Alltagstauglichkeit
Worums aber ja eigentlich geht: Kann ich mit dem Dingen all die Sachen machen, für die ich ein Smartphone habe. Kurze Antwort: ja.
Wo fangen wir an?
Bedienung
Klar, Windows Phone ist kein iPhone, ist kein Androide. Während letzere sich die Bedienung mehr oder weniger voneinander abgucken, geht Windows ein bisschen andere Wege. Wer Windows 8 kennt, kommt sofort in das System hinein, wer von anderen Smartphones kommt, braucht einen Tag länger – wirklich, man braucht nicht mehr.
Die Bedienung en Detail will ich hier nicht erklären, das haben andere zur Genüge getan. Hier ein kleiner Überblick.
Apps
„Für Windows Phone gibts ja kaum Apps“ ist der häufigste Ablehnungsgrund für WP.
Nun ja, wenn man 150.000 Apps als kaum Apps bezeichnen möchte, ich hab jedenfalls gefunden, was ich suchte.
Gehen wir mal die Standard-Apps aufm iPhone durch:
– Mail – klar, is sowieso drauf, gefällt mir persönlich viel besser als das Apple-Produkt – bin halt ein Outlook-Kind
– Kalender – punktgleich für beide, leichte Tendenz Richtung Apfel
– Google – es gibt ne GoogleApp für WP, da Google aber Microsoft in die Hölle wünscht, fällt die App entsprechend aus. Als Suchmaschine ist eh Bing fest hinterlegt und ist inzwischen eine ernsthafte Alternative zum Suchmaschinenriesen
– DB – Navigator – gibts, kleine Einschränkung: wenn man Karten kaufen will, wird man Wirklichkeit auf die mobile Buchungsseite der Bahn gelenkt (wenn man bei der iPhone-App genau hinsieht, ist das dort aber genau so)
– Google Maps – Gibts – besser als die iOS-Version
– Facebook – gibts – nahezu identisch zu iOS
– Foursquare – gibts – ein bisschen sperriger zu bedienen, aber hübscher
– Skype – ist ein Microsoft -Produkt – gibts natürlich – und ist toll
– Dropbox – gibts, aber nur als Rahmen für die mobile Webseite
– Mediatheken – auf Anhieb ZDF und Arte gefunden, kein Unterschied zu iOS
– WhatsApp – gibts
…
Toll ist , dass an bei einigen Apps Datenübergaben an andere Apps definieren kann. So kann ich bei Google Maps sagen, dass der mich mit der Nokia-Navigation zu dem Google Waypoint navigieren soll.
Nahezu jede App gibt es übrigens als „Try before you buy“-Version, man muss also nicht die Katze im Sack kaufen.
Bei den Kontakten kann ich alle möglichen Kontakte (Google, Microsoft, Facebook, Whatsapp …) zusammenfassen, damit ich von jedem Kontakt nur einen habe und nicht wie bei iOS fünf oder mehr.
Die alten Kontakte werden nicht weggeworfen, sondern nur einfach kumuliert angezeigt.
Genauso funktioniert dies mit Messengern. Ich kann mit einer Oberfläche Sms, WhatsApp und Facebook-Chat machen, mir isses egal, was der andere hat, WP bedient alle.
Die Vernetzung der Apps untereinander ist also wesentlich besser als bei anderen Systemen.
Ach ja, natürlich ist von Werk aus Internetfreigabe (Tethering) möglich. Und man kann über Bluetooth sich die Daten (Rufnummern, Kontakte, Bilder, Nachrichten) von anderen Nokia-Handies übernehmen – ganz ohne Cloud.
Speziell bei Nokia werden viele Apps (siehe auch den Bereich Navigation) kostenlos mitgeliefert, die woanders nochmal ordentlich Geld kosten. Ich lehn mich mal aus dem Fenster und behaupte, dass der Wert der mitgelieferten Apps ungefähr dem Wert des Telefons entspricht – man müsste bei iOS locker zweihundert Euro in Apps investieren, um dies zu erreichen. Ja, hinkt ein bisschen, de Vergleich, aber es ist erkannt, was ich meine, oder ?
Navigieren / Maps
Nokia liefert von sich aus Nokia Here mit einem Navigationssystem aus – nicht ganz so gut wie Navigon, aber auf jeden Fall gut genug, um sich nicht eine Extra-Navigationssoftware kaufen zu müssen. Es lassen sich Lieblingsrouten definieren, bei diesen wird dann regelmässig über Internet geschaut, ob sich dort was geändert hat (Stau, bessere Routenführung, weil andere auch diese Strecken fahren, Sperrung etc) – nettes Feature.
Lässt sich zudem offline nutzen, kuckt aber bei Antritt der Navigation übers Internet nach (sofern vorhanden), ob sich auf der Strecke nicht doch noch was geändert hat.
Karten gibt es für umme für die ganze Welt, das wären bei Navigon mal eben locker ein paar hundert Euro. Und da man die Karten offline nutzen kann, aber nicht muss, hat man immer aktuelle Navigtion – die Daten veralten nicht.
Dazu gibts noch Here Maps (ungefähr wie Google Maps), Here Transit (Reiseplaner für Bus und Bahn) und Here Lens (gibts woanders unter dem Namen Around me) – man hält in der Stadt die Kamera irgendwo hin und das Gerät zeigt per Augmented Reality, wo der nächste Mäckes, die nächste Bank etc. ist.
Kann man sich bei Nokia hier angucken.
Kurzum: Navigationstechnisch ist das Ding voll ausgerüstet und lässt wenig Wünsche offen.
Film/Foto
Eingebaut sind eine 5 Megapixel-Kamera für Video und Fotografie und eine VGA-Kamera für den Frontbereich, diese ist wohl für Skype und ähnliche Dienste gedacht. Zudem gibt es eine Blitzfunktion.
Die Bilder mit der Kamera sind durchaus ansprechend, lediglich wenn das Licht nicht optimal ist, kann es ein bisschen rauschen. Ausgelöst wird die Kamera durch einen Extra-Button an der rechten Seite, der beim Fotografieren auch als Auslöser dient.
Fotos werden automatisch in die Cloud gesichert, hier natürlich in SkyDrive.
Akkulaufzeit
In Vergleichstest wird oft der schwache Akku bemängelt, konnte ich so nicht nachvollziehen. Bei der Kontrolle des Akkuverbrauchs fiel mir auf, dass man das Gerät so einstellen kann, dass ab 20% Akkuleistung gewisse Hintergrunddienste einfach abgestellt werden, die Mail von Push auf Zeitsteuerung umgestellt wird, GPS nur noch von aktuell laufenden Apps genutzt werden kann, also eben Dinge, die den Akkuverrauch runterschrauben – coole Idee.
Fazit
Es ist am Lumia 620 und auch am Betriebssystem Windows Phone eigentlich nicht so richtig was auszusetzen, auch und gerade im Vergleich mit anderen Mobil-Betriebssystemen. Um so erstaunlicher, dass es sich so schlecht verkauft, ich würde es auf jeden Fall einem Android-Handy vorziehen, beim iPhone müsste ich überlegen, könnte aber mit beiden leben. Da muss Microsoft echt was am Marketing machen.
Alles, was mich am iPhone stört (gefangen in einer proprietären Welt, fest eingebauter Akku, teures Zubehör, Apps kaufen ohne zu wissen, ob die taugen), gibt es beim Lumia nicht.
Klar, es hat nicht den Lifestyle-Faktor und ja, die Komponenten sind beim Lumia 620 auch nicht so hochwertig wie die des Apple-Produkts, aber dafür kostest es ja noch nicht mal ein Drittel des Platzhirsches.
Wer also seinen Verstand nicht ganz ausschaltet und mal die Werbung für Lifestyle-Produkte beiseite lässt, bekommt ein gutes Gerät zu einem fairen Preis.